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Was beendet normalerweise eine große Aktienrally?
Zunächst zu den US-Arbeitsmarktdaten: Es bestätigt sich leider, was ich gestern geschrieben habe. Die ADP-Daten sind im kurzfristigen Bereich kein guter Indikator. Der offizielle US-Arbeitsmarktbericht weist lediglich ein mageres Plus von 18.000 Stellen, statt der erwarteten 104.000 Stellen, auf. Das ist mehr als enttäuschend.
Entsprechen negativ reagierten die Märkte und rutschten erst einmal ins Minus. Der DAX fiel sogar wieder unter die Unterstützung bei 7.437 Punkten. Und leider wird damit auch die bisherige Dynamik gestört. So langsam wird es kritisch mit dem Alpha-Target. Wie geschrieben: Sollte der DAX erneut an dieser Marke scheitern und sich sogar ein weiteres Fehlsignal ausbilden, wird es düster. Aber, wir müssen abwarten, wie die amerikanischen Börsen nach dem ersten Schock reagieren.
Welche Faktoren beenden normalerweise einen Aufwärtstrend?
Lassen wir einmal all die Krisen- und Horror-Szenarien außen vor. Wir befinden uns nach dem 2008er Crash in einem großen und noch intakten Aufwärtstrend. Wie werden solche Trends normalerweise beendet, also dann, wenn keine großen Krisen, Staatspleiten, Anschläge o.Ä. die Märkte verunsichern?
Das Geld muss fließen
Maßgeblich für die Antwort ist die Frage: Wohin fließt das Geld?
Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten: die Anleihenmärkte, Immobilien, Rohstoffe, etc. Aber es gibt auch Faktoren, die den Geldfluss stören können, zum Beispiel Steuern u. Ä.
Die maßgeblich treibenden Faktoren
Gerade wenn Sie längerfristig anlegen, müssen Sie dabei die drei maßgeblich treibenden Faktoren einer Rally im Auge behalten.
1. Faktor: Leitzinsen
Der Hauptfaktor sind die Zinsen. Steigen die Zinsen, fließt mehr Geld in die Anleihemärkte. Schließlich wird jeder Anleger, wenn er hohe Renditen bei geringem Risiko erhält, sein Geld lieber in Anleihen als in Aktien investieren. Sinken die Zinsen, wird der Anleihemarkt uninteressant und der Aktienmarkt wie auch andere riskantere Anlageformen gewinnen an Bedeutung.
2. Faktor: Das Vertrauen der Anleger
Zurzeit sind die Zinsen noch sehr, sehr niedrig. Eigentlich müsste also das Geld massiv von den Anleihemärkten abgezogen werden und in die Aktienmärkte fließen. Schließlich sind bei den sicheren Anleihen die Renditen zum Teil niedriger als die Inflation. Das hat einen eindeutigen Grund. Aufgrund der vielen Krisen und der beiden Crashs in den vergangenen 11 Jahren machen sich viele Anleger große Sorgen um die weitere Entwicklung der Wirtschaft und damit auch der Aktienmärkte. Somit ist auch das Vertrauen der Anleger in die wirtschaftliche Entwicklung ein maßgeblicher Faktor. Und das führt dazu, dass die Anleger zurzeit lieber einen realen Wertverlust hinnehmen, als das Geld in den Aktienmarkt umzuschichten. Sollten die Sorgen durch irgendwelche Faktoren aufgelöst werden, wird es eine massive Umschichtung des Kapitals aus den Anleihe- in die Aktienmärkte geben (solange die anderen Faktoren gleich bleiben).
3. Faktor: Angebot und Nachfrage oder IPO’s oder Aktienrückkaufprogramme
Ein weiterer wichtiger Faktor sind die Anzahl von Aktien, die am Markt vorhanden sind – sprich das Angebot an Aktien. Hier gibt es zwei wichtige Einflüsse:
Das Angebot wird dezimiert, wenn viele Aktienrückkaufprogramme gestartet werden. Ein sinkendes Angebot führt meistens zu steigenden Preisen. Gerade nach dem Crash haben viele Unternehmen die niedrigen Kurse genutzt, um ihre eigenen Aktien zurückzukaufen. Das führt zu einer Verknappung des Angebots und damit zusätzlich zu einer Verteuerung der Aktien.
Anders dagegen, wenn das Angebot an Aktien erweitert wird. Das geschieht, wenn z.B. viele Börsengänge (IPO’s) durchgeführt werden. Eine Ausweitung des Angebots wirkt sich meistens dämpfend auf die Aktienpreise aus.
Sobald die Börsen eine gewisse Zeit gestiegen sind, hoffen Firmen durch einen Gang an die Börse viel Geld einnehmen zu können. Und deswegen ist eine stark steigende Anzahl der Börsengänge oft ein Hinweis auf eine bereits „reife“ Rally. Je größer die Börsengänge, desto reifer die Rally, könnte man es kurz zusammenfassen.
Zurzeit berichten die Medien von einer Vielzahl von bereits durchgeführten oder geplanten Börsengängen. Von LinkedIn (ca. 9 Mrd. Dollar) und Facebook (bis zu 80 Mrd. Dollar) haben Sie sicherlich gehört. Aber es gibt auch weitere große IPO’s: der Schweizer Rohstoffhändler Glencore (ca. 45 Mrd. Dollar), die Schnäppchen-Website Groupon (ca. 25 Mrd. Dollar), der virtuelle Bauernhof Betreiber Zynga (ca. 15 Mrd. Dollar). Die hohe Bewertung der Unternehmen bei zum Teil niedrigen Gewinnen lässt Erinnerungen an die Dotcom-Blase aufkommen.
Sind diese IPO’s also schon ein deutliches Warnzeichen?
Nein, sicherlich nicht. Es gibt noch keine wirkliche Blase bei den IPO’s wie vor dem 2000er Crash. Im Prinzip erwacht der IPO-Markt gerade erst wieder zum Leben. Zudem muss man, um ein Gesamtbild zu erhalten, diese drei Faktoren zusammenfassen:
Die reife Rally
Wir sehen hier in Europa bereits steigende Zinsen. Die USA werden sicherlich bald folgen. Steigende Zinsen, sobald sie das Inflationsniveau überschreiten, werden den Geldfluss vom Aktienmarkt ableiten. Gleichzeitig sehen wir, dass die Zahl der IPO’s zunimmt und zum Beispiel bei LinkedIn, dass hier auch wieder Gewinne zu machen sind (obwohl der Kursanstieg auch damit verbunden war, dass das Angebot auf 10 % der Aktien beschränkt und damit künstlich verknappt wurde.)
Beides zusammen sind Entwicklungen, die, sofern sie sich ausweiten, den Geldfluss an die Börse verringern, beziehungsweise das Angebot an Aktien erhöhen, sodass hier potenzielle Gefahren für die aktuelle Rally entstehen.
Fazit
Wir haben also auf jeden Fall die ersten Phasen einer Rally hinter uns gelassen. Wir sehen nun, dass sich die Zinsen erhöhen und die IPO’s zunehmen. Noch aber ist das Vertrauen der Anleger gering. Darin liegt das Potenzial, dass wenn dieses Vertrauen wieder ansteigt, die beiden oben genannten, schwächenden Faktoren überkompensiert werden.
In diesem Fall könnte es durchaus noch zu einer längeren und nachhaltigeren Rally kommen, die irgendwann in eine Übertreibungsphase mündet.
Das große Aber
Entscheiden wird sich das an der Frage, ob die Anleger trotz all dieser Risiken und Katastrophen, die wir zurzeit weltweit sehen, neues Vertrauen finden. Bleibt das aus, werden weitere Kursgewinne mühsam oder sogar komplett ausfallen. In diesem Fall würden schon leichte Zinserhöhungen und wenige IPO’s ausreichen, um die Rally abzuwürgen. Hier müssen also die Zentralbanken genau abwägen, wo wir stehen. Meines Erachtens ist es noch zu früh für steigende Zinsen, solange das Vertrauen der Anleger nicht halbwegs wiederhergestellt ist. Es wird also sehr, sehr schwierig für die Notenbanken, das Richtige zu tun.
Viele Grüße
Jochen Steffens
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