Da hat Bernanke ganz umsonst geunkt: Der Arbeitsmarkt in den USA hat im September mit 103.000 neu geschaffenen Stellen endlich wieder die 100.000er Marke überwinden können. Analysten hatten lediglich mit einem Stellenzuwachs von 60.000 gerechnet. Aber auch die Angaben für die beiden Vormonate wurden nach oben korrigiert: Im August gab es statt einer Stagnation nun 57.000 Stellen und auch im Juli wurde das Stellenplus von zuvor 85.000 auf nunmehr 127.000 Jobs nach oben revidiert.
Grund zum Jubel? Offensichtlich gab es da noch einen Sonderfaktor: Rund 45.000 Mitarbeiter des Telekomkonzerns Verizon sind nach einem (mittlerweile beendeten) Streik im August jetzt auf den Gehaltslisten. Hinzu kommt, dass zwar die Richtung stimmt, aber der Weg zu einem vernünftigen Wachstum noch weit ist. Es müssten schon 300.000 bis 400.000 Stellen je Monat geschaffen werden, um überhaupt von einer nachhaltigen Verbesserung auf dem US-Arbeitsmarkt sprechen zu können.
Eine Pleite Griechenlands wird wahrscheinlicher
Mittlerweile wird eine Pleite Griechenlands, beziehungsweise der vielzitierte Schuldenschnitt, immer wahrscheinlicher. Die EU-Finanzminister haben jetzt sogar die Bankenaufsicht um einen neuen Stresstest mit Blick auf eine mögliche Wertberichtigung der griechischen Anleihen gebeten. Es soll dabei geklärt werden, wie viel Geld die Banken in einem solchen Fall benötigen. Natürlich wird betont, dass dies keinesfalls eine Vorbereitung der EU auf eine Insolvenz Griechenlands darstellt.
Nun mag es so sein, dass dieser Stresstest lediglich zur Informationsbeschaffung dienen soll, doch er zeigt auf der anderen Seite, dass diverse Szenarien in den Köpfen der Entscheider durchaus durchgespielt und damit auch immer wahrscheinlicher werden. Gleichzeitig betont der Internationale Währungsfonds heute, dass über die Auszahlung der nächsten Kredite für Griechenland schon bald entschieden werden soll. Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker nannte als Termin für die dazu notwendigen Berichte der "Troika" den 24 Oktober. Auch gehe er davon aus, dass Griechenland alle Bedingungen erfüllen werde.
Folgt auf Griechenland Italien?
Junker gehört jedoch auch zu denen, die davor warnen, dass eine Pleite Griechenlands einen Domino-Effekt auslösen könnte. Und diese Gefahr sehe ich auch. Denn das Problem ist, dass nach einer solchen Pleite wahrscheinlich sofort Italien in das Visier der Märkte geraten würde. Und eine zweite Pleite eines Euro-Landes werden die Banken nicht verkraften.
Vielleicht hilft die Zeit
Auf der anderen Seite gibt es auch positive Nachrichten. So musste Spanien bei einer neu platzierten Anleihe aufgrund einer starken Nachfrage deutlicher weniger Zinsen bezahlen. Die Durchschnittsrendite der Bonds ging um ca. einen Prozentpunkt zurück! Das ist in der aktuell angespannten Situation schon sehr beachtlich. Gleichzeitig platzierte auch Frankreich erfolgreich Anleihen im Wert von 7,5 Mrd. Euro.
Es könnte sein, dass die Zeit, die durch die zahlreichen Rettungsmaßnahmen in der EU gewonnen wird, tatsächlich zu einer Beruhigung der Lage führt. Noch ist das nur ein vager Hoffnungsschimmer, aber warten wir ab. Mittlerweile mehren sich sogar optimistische Stimmen, die bereits davon ausgehen, dass die Euro-Krise Anfang bis Mitte nächsten Jahres vorbei sein könne.
Lassen Sie sich nicht von Überzeugungen verleiten
Wie ich hier immer betone: Da diverse Horrorszenarien für den ständig zweifelnden und nach Sicherheit suchenden Verstand des Menschen so extrem einladend sind, müssen Sie sich darum bemühen, möglichst objektiv immer beiden Seiten die erforderliche Beachtung zu schenken. Schließlich sind Horror- und Weltuntergangszenarien schon seit tausenden Jahren ein geeigneter Brennstoff für den menschlichen Verstand, der ihn in wilden Phantasien lodern lässt.
Lassen Sie nicht zu, dass solche Szenarien Ihren Verstand vernebeln! Zu schnell gerät man sonst in den Sog eigener Überzeugungen. Und „Überzeugungen“ sind an den Börsen immer tödlich.
Überzeugungen haben an den Börsen nichts zu suchen
Bleiben Sie objektiv, setzen Sie sich immer mit beiden Möglichkeiten auseinander, den bearishen und den bullishen! Und zwar möglichst unvoreingenommen. Beobachten Sie sich, ob Sie eine Seite bervorzugen. Zum Beispiel in dem Sie dann, wenn Sie etwas lesen oder hören, das nicht Ihrer Meinung entspricht, sich sofort sagen hören: Ach, das ist doch Unsinn, der hat doch keine Ahnung! Wenn das häufiger geschieht, nur weil Sie bullish oder bearish sind – kann das ein Hinweis auf eine gefährliche Überzeugung sein!
Letzten Endes hat der Markt Recht. Egal, was Sie oder ich denken und schreiben. Und dem Markt ist es sowieso egal, welche Überzeugungen, ob bullish oder bearish, sich in unseren Köpfen festgefressen hat. Die Märkte weisen uns den Weg und wir müssen nur hinschauen – mehr ist es nicht. Doch wer schafft es schon, frei von Überzeugungen einfach nur das sehen, was ist?
Und zurzeit traue ich auch nichts und niemandem, weder den Bullen, noch den Bären. Die Märkte sind hysterisch und hoch volatil. Ich möchte erst einmal eine nachhaltige Bodenformation sehen oder deutlich bullishere Zeichen! Dass der DAX heute erst einmal die 5.650er Marke erneut überwinden konnte, ist ein erstes dieser Zeichen. Nun muss er sich über dieser Marke etablieren und dann müssen weitere bullishe Signale folgen.
Viele Grüße
Jochen Steffens
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