Verehrte Leserinnen und Leser,
in manchen, eher wasserarmen Gegenden der Welt, z.B. auf den Kanarischen Inseln, haben Landbesitzer, auf deren Grund eine Quelle sprudelt, das Recht, dieses Wasser zu verkaufen.
Wasser und Wirtschaft
Stellen Sie sich als einen solchen „Wasserverkäufer“ vor, der bei marktgerechten Preisen sein Auskommen hat. Auch Ihre Abnehmer können mit den aktuellen Preisen leben, zumal sorgsamer Umgang mit dem knappen Nass ohnehin Tradition ist.
Nehmen wir nun an, der Staat (als größter Land- und damit Wasserbesitzer) beschließt nach ein paar niederschlagsreichen Jahren, die Wasserpreise zu senken. Er erhofft sich damit im wahrsten Sinne des Wortes blühende Landschaften, z.B. durch die Bewässerung bisher brachliegender Flächen.
Für Sie sind die niedrigeren Preise natürlich eine Katastrophe, also müssen Sie sich nach anderen Einnahmequellen umsehen. Zum Glück für Sie ist Ihren Abnehmern jedoch nun das pure und billige Wasser zum Trinken zu ordinär. Sie wollen Wasser mit Geschmack oder wenigstens Mineralwasser.
Die Wasser-Connection
Also erklären Sie Ihre Quelle flugs zum „Brunnen“, besorgen sich ein Zertifikat, das „gesundheitsfördernde“ Inhaltsstoffe bescheinigt (die natürlich schon immer drin waren) und steigen ins Mineralwassergeschäft und später auch ins Geschäft mit Bier, Whisky und anderen margenträchtigeren Produkten ein, für die Ihr Wasser zu gebrauchen ist.
Am Ende gibt es kaum einen Bereich im Getränkesektor, den Sie und die anderen ehemaligen privaten Wasserverkäufer nicht fest im Griff haben. Ihre Geschäfte wie die Wirtschaft insgesamt florieren, die Welt reibt sich verwundert die Augen und der Staat gratuliert sich zu dem gelungenen Konjunkturaufschwung.
Bis eines Tages Gift im Whisky gefunden wird. Die Produktion bricht ein, Fabriken schließen. Schlimm für die Betroffenen, aber wer braucht schon Whisky? Ein paar Schwarzseher behaupten natürlich sogleich, dass liege am Wasser und warnen vor einer größeren Katastrophe. Aber vorerst bekommen Sie und die anderen Wasserverkäufer mit schärferen Kontrollen und ein paar neuen Regeln alles in den Griff.
Billiges Wasser – niedrige Zinsen
Allerdings nur solange, bis das Gift im Bier auftaucht. Nun muss der Staat (als größter Wasserverkäufer) einspringen, die strauchelnde private Konkurrenz retten, Garantieerklärungen abgeben. Weil das Übergreifen auf den Mineralwasser- und Brausemarkt absehbar ist, man aber den Leuten nicht zumuten möchte, wieder pures Wasser zu trinken, werden Sprudelgetränke für „alternativlos“ erklärt, die man in jedem Fall erhalten werde...
Sie merken schon, dieses Wassergleichnis steht für die aktuelle Finanzszene, in der durch jahrzehntelang niedrige Zinsen (Wasser), die privaten Banken (Wasserverkäufer) in Geschäfte gedrängt wurden, die lukrativer, aber gefährlicher waren. Inzwischen ist die Verflechtung derart stark, dass für die ausufernden Krisen „saubere“ Lösungen eigentlich nicht mehr möglich sind.
Beispiel Staatsschulden: Obwohl dies vordergründig ein Problem der betroffenen Staaten ist, hängen letztlich immer die Banken maßgeblich mit drin. Egal ob z.B. Griechenland aus dem Euro ausscheidet, einen Schuldenschnitt durchführt oder andere Wege wählt – immer werden die Folgen eines jeden Schritts auch im Bankensektor spürbar.
Politische Augenwischerei
Genau das versuchen Politik und Notenbanken durch ihre diversen Rettungsaktionen zu verhindern. Dabei ergeben sich aber stets zwei neue Probleme. ERSTENS der Faktor Zeit: Die von der Politik bevorzugte Variante des Gesundsparens dauert selbst unter Idealbedingungen viel zu lange. Diese Geduld bringen Anleger nicht auf, zumal jahrelanges Schrumpfsparen“ ohne politische, ökonomische oder soziale Verwerfungen noch nie funktioniert hat. Außerdem drohen immer neue Brandherde.
ZWEITENS verstärken die gewählten Rettungsinstrumente die unselige Verstrickung der Banken nur noch. Beispiel Euro-Rettungsfond: Glaubt man den Politikern, sind „Spekulanten“, das heißt zu allererst auch große Banken, für die Misere mitverantwortlich, demnach also Täter. Das jüngste Griechenland-Rettungspaket enthält erstmalig auch eine Vereinbarung zur Beteiligung privater Gläubiger, ergo wiederum vor allem der Banken, die damit gleichzeitig Opfer der Schuldenkrise sind. Am Ende sollen aber die gleichen Banken dem Euro-Rettungsfonds die neuen Anleihen für Griechenland und Co. abkaufen und somit letztlich als Retter fungieren.
Der unselige Schuldenkreislauf
Ein solcher Verschiebebahnhof nach Art eines Hütchenspiels kann natürlich keine echte Entspannung bringen. Da es aber, wie gesagt, keine einfache und saubere Lösung gibt, hat auch die Finanzkrise weiterhin das Potenzial, die Kurse zu drücken.
Und das wird wie bisher vermutlich in Schüben geschehen. Denn die Börsen bzw. Finanzmärkte als Teil des Problems hegen ebenfalls bei jedem neuen Rettungsversuch die Hoffnung auf Besserung. Wird diese enttäuscht, sacken die Kurse wieder ab – ein Crash auf Raten also.
Insofern hinkt der eingangs gewählte Vergleich mit dem Wasser natürlich – wie jeder Vergleich: Während das Wasser bei seinem Kreislaufs tatsächlich Nutzen stiften kann, ist dies beim aktuellen Schuldenkreislauf leider ganz und gar nicht der Fall. Und zu allem Überfluss ist hierbei noch kein Ende in Sicht...
Mit besten Grüßen
Ihr Torsten Ewert
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