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Die Schlacht zwischen Bullen und Bären
Wir warten immer noch auf den großen Verfallstag am Freitag und auch heute sieht es so aus, als wolle der DAX zu diesem Tag die 7.100-Punkte-Marke sehen. Da alles so läuft wie prognostiziert können wir uns anderen Themen widmen: Heute geht es um den ewigen Kampf zwischen den stets optimistischen Bullen und den konsequent pessimistischen Bären.
Der Kursverlauf als Kriegsschauplatz
Sehr hilfreich kann es sein, sich diesen Kampf tatsächlich als eine Art Kriegsschauplatz vorzustellen. Der aktuelle Kurs ist gleichzusetzen mit der Frontlinie. Der bisherige Kursverlauf einer Aktie oder eines Index gibt damit an, wo sich die Frontlinie in der Vergangenheit befunden hat. Dazu folgender DAX-Chart:
Stellen Sie sich dazu einfach vor, Sie würden von oben auf eine Landkarte schauen, die den Frontverlauf zeigt (schwarze gerade Linie). Der Kursverlauf zeigt an, wo die Frontlinie in den letzten Monaten verlaufen ist, also wie sie sich bewegt hat. Je weiter die Kurse steigen, desto mehr dehnt sich das Bullenland aus, fallen Sie wieder haben die Bären territoriale Zugewinne.
Bewegungshochs und Bewegungstiefs (hier mit grünen und roten Strichen gekennzeichnet) sind die Punkte, an denen Angriffe erfolgreich zurückgeschlagen wurden. An diesen Stellen scheint es demnach einfacher zu sein, sich gegen einen Angriff zu verteidigen. Das sind die klassischen Widerstände und Unterstützungen – quasi eine Art Verteidigungslinien oder Schützengräben.
Landnahme der Bären
Wenn Sie sich nun den Kursverlauf von Mai anschauen, erkennen Sie, dass die Bären in den vergangenen Wochen immer mehr Land hinzugewonnen haben, während die Bullen zurückweichen mussten. Besonders deutlich wird das an den Bewegungshochs und -tiefs.
Wenn Sie sich die roten Linien anschauen, sehen Sie geradezu, dass die Bullen große Schwierigkeiten haben, ihre Verteidigungsniveaus zu halten. Sie fallen damit immer weiter zurück. Gleichzeitig gelingt es den Bären immer früher, die Gegenangriffe der Bullen zurückschlagen (grüne Linien).
Der Eindruck, der somit entsteht, ist eindeutig: Die Bären sind zurzeit einfach stärker, es entsteht ein Abwärtstrend.
Das Aufbegehren der Bullen
Auch in den vergangenen Wochen sahen wir, dass die Bullen ihre alten Verteidigungslinien immer wieder aufgeben mussten. Aber das führte nicht mehr, wie zuvor, dazu, dass die Bären große Schritte in das Bullenland gelang. Man sieht also geradezu, dass die Bären auf Widerstand bei den Bullen stoßen. Die Abstände zwischen den Tiefs werden kleiner.
Die großen Widerstandslinien
Das liegt natürlich daran, dass die 7.000er Marke ein heftig umkämpfter Bereich sein wird. Man könnte es mit so etwas wie einem Fluss vergleichen, also einem großen Widerstand. Die Bullen werden alles tun, um diesen Fluss zu verteidigen. Sie sammeln ihre Kräfte, um diese Marke zu halten.
Das heißt jedoch nicht, dass sie es auch schaffen, und es nun zu einer Trendumkehr kommen muss. Es wäre nur, sofern Sie gerade auf die Bären setzen, ein Hinweis, jetzt aufzupassen und genau zu beobachten, wie sich die Situation weiter entwickelt.
Ein Zeichen der Stärke
Ein deutlicheres Zeichen wäre, wenn den Bullen nun ein Gegenangriff gelänge, der den Frontverlauf über die jüngste große Verteidigungslinie, also das vergangene Bewegungshoch, hinaustreibt. Das wäre ein eindrucksvolles Zeichen der Stärke. Die Bären würden weit in ihr eigenes Land zurückgedrängt.
Doch selbst wenn den Bullen dies gelingt, wäre es nur ein kleiner Vorteil. Wirklich Oberhand gewinnen die Bullen erst wieder, wenn die letzte Verteidigungslinie der Bären, also das Hoch bei 7.600 Punkten, überrannt wird.
Und so geht das Gezerre und Geschiebe Tag für Tag weiter...
Ein Zeichen der Schwäche
Sollten es den Bären jedoch gelingen, den aktuell aufflammenden Widerstand der Bullen zu durchbrechen und nachhaltig über den „Fluss“ bei 7.000 Punkten zu setzen, wäre dies ein weiteres Zeichen der Schwäche. Schließlich wäre es dann den Bullen nicht gelungen, ihre Kräfte zu sammeln, und wahrscheinlich käme es dann erst einmal zu einem ungeordneten Rückzug.
Die Grundlage der Charttechnik
Und tatsächlich funktioniert so eine der Grundlagen der Chartechnik. Die Bewegungshochs und –tiefs dienen als Widerstands- und Unterstützungslinien. Je nachdem, welche dieser Linien überwunden wird, ist das ein Zeichen von Stärke und Schwäche.
So erklären sich auch die Trendbewegungen. Ein Trend entsteht, wenn eine Seite immer weiter ins eigene Land zurückgedrängt wird. Es ist ein Zeichen für eine größere Stärke der Angreifer. Die Steilheit des Trendverlaufs bezeichnet die Trenddynamik und damit die Überlegenheit der Angreifer. Verliert der Angriff an Dynamik, werden also die Trends gebrochen, ist das ein Warnsignal, mehr aber auch noch nicht.
Die Seitwärtsbewegung – das Fehlen der Überlegenheit
Und auch Seitwärtsbewegungen sind mit diesem Beispiel zu erklären: Es ist eine Art Grabenkrieg, in dem eigentlich nichts geschieht, weil das Kräfteverhältnis ausgeglichen ist. Aber die Kräfte der Bullen und Bären werden dabei umso mehr aufgerieben, je länger eine Seitwärtsbewegung anhält. Wenn dann eine Seite durch das nachhaltige Überwinden der Verteidigungslinien gewinnt, ist das Land des Gegners meistens erst einmal offen. Auch dann kommt es zu einem ungeordneten Rückzug.
Fazit:
Der Kursverlauf eines Index, beziehungsweise einer Aktie zeigt tatsächlich nichts weiter an, als das Spiel zwischen zwei Kräften, die beständig miteinander ringen. Das Beispiel eines Kriegsschauplatzes ist sicherlich etwas martialisch, Sie könnten auch Tauziehen oder Ähnliches als Vergleich nutzen. Doch ich finde dieses am anschaulichsten.
Mit diesem Vergleich im Hintergrund gelingt es oft, wesentlich besser zu verstehen, was gerade an den Börsen geschieht. Und es ist wesentlich leichter, dieses Wechselspiel zwischen Widerständen und Unterstützungen, zwischen Zeichen der Stärke und Schwäche, zu erkennen. Es wird sogar deutlich, warum nach großen Angriffen, die weit ins gegnerische Land gehen, immer wieder erst einmal Konsolidierungsphasen notwendig sind. Die Angreifer müssen Kräfte sammeln, neue Strukturen aufbauen, um weiter voranschreiten zu können.
Ich hoffe, ich konnte Ihnen mit diesem kurz angerissenen Vergleich einen etwas besseren Zugang zu der wunderbaren Welt der charttechnischen Interpretation liefern.
Viele Grüße
Jochen Steffens
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US-Konjunkturdaten
Die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ist um 16.000 auf 414.000 zurückgegangen. Analysten hatten einen Rückgang um 7.000 vorhergesagt. Der Wert für den gleitenden Vierwochendurchschnitt beträgt nun 424.750.
Wir nähern und wieder der 400.000er Marke. Aber diese muss über viele Wochen nachhaltig unterschritten werden, damit wir von einer Verbesserung auf dem US-Arbeitsmarkt reden können.
Die USA haben im ersten Quartal 2011 nach vorläufigen Berechnungen ein Bilanz-Defizit von 118,3 Mrd. Dollar zu verzeichnen. Analysten hatten mit einem Minus von 126,0 Mrd USD gerechnet.
Die Zahl der Baubeginne ist im Mai um 3,5% auf annualisiert 560.000 gestiegen. Analysten hatten allerdings einen stärkeren Anstieg von 4,8% gerechnet. Auf Jahressicht sinken die Baubeginne um 3,4%.
Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen ist im Mai allerdings überraschend um 8,7% gegenüber dem Vormonat gestiegen. Hier hatte die Analysten mit deutlich weniger, nämlich einem Minus von 0,7% gerechnet.
Da die Baugenehmigungen als Vorlaufindikator für die künftige Bauaktivität gilt, könnte das ein erstes positives Zeichen sein und führte zu einer positiven Entwicklung in den USA.
In den USA ist der Philly-Fed-Index überraschend wieder ins Minus gerutscht und notiert nur noch bei minus 7,7 Punkten, nach 3,9 Punkten zuvor. Analysten hatten hingegen mit einem Anstieg auf 6,8 Punkte gerechnet.
Auch hier zeigt sich die bereits bekannte Abschwächung der US-Wirtschaft. Wird es aber nur ein vorübergehender Effekt sein, wie Notenbankchef Ben Bernanke vermutet? Dazu müssten die Zahlen im August / September wieder deutlich ansteigen.