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US-Ratingagenturen schaden Europa und sich selbst
Es ist schon seltsam. Kaum wurde in Griechenland die größte Katastrophe abgewendet, haut die Ratingagentur Moody‘s wieder auf Portugal und reduzierte die Note des Landes am Dienstagabend gleich um vier Stufen von "Baa1" auf "Ba2" und damit auf Ramsch-Niveau. Ab der Note „Ba1“ sieht Moody’s „substanzielle Kreditrisiken“. Bei den beiden anderen Ratingagenturen Standard & Poor's und Fitch wird Portugal noch jeweils mit "BBB-" bewertet. Das liegt noch eine Note über dem Ramsch-Niveau.
Begründung
Begründet wird diese Abstufung damit, dass durch die geplante Beteiligung privater Investoren an der Griechenlandhilfe ähnliches in Portugal drohen wird, sofern Portugal ein zweites Hilfspaket benötigt. Moody's bezweifelt damit, dass Portugal die angestrebten Ziele bei der Verringerung seines Haushaltsdefizits erreichen wird.
Es hagelt heftige Kritik
Prompt reagierte Portugal und kritisierte die Herabstufung. So soll angeblich Moody's die gerade beschlossene zusätzliche Einkommensteuer ignoriert haben. Zudem übersehe die Ratingagentur, dass es in Portugal einen breiten Konsens bei der Umsetzung des Spar- und Reformprogramms gebe.
Weitere Kritik kommt zum Beispiel auch von der EZB, und selbst Bundesfinanzminister Wolfang Schäuble hat mit scharfer Kritik auf die Abstufung reagiert. Portugal habe die Zielvorgaben der EZB sogar übererfüllt. Es gäbe somit keine sachlichen Gründe, die Bonität des Landes abzustufen. Er forderte daraufhin erneut, die Macht der drei großen Ratingagenturen, Standard & Poor's, Moody’s sowie Fitch aufzubrechen.
Selbsterfüllende Prophezeiung
Mehrere Analysten sehen einen Zusammenhang darin, dass gerade jetzt, also kurz nachdem das Sparpaket in Griechenland beschlossen wurde, diese Herabstufung erfolgt ist. Und tatsächlich kann man sich fragen, was das soll. Sicherlich ist es zwar nicht völlig abwegig, dass die Probleme fortbestehen und auch in Portugal weitere Hilfsmaßnahmen notwendig werden, aber hilfreich ist dieses Vorgehen der Ratingagenturen sicher nicht. Und in gewisser Weise verursacht vielleicht gerade diese Herabstufung, dass Portugal ein zweites Hilfspaket brauchen wird. Es wäre eine Art selbsterfüllende Prophezeiung.
Weitere Frage
Hieran schließen sich viele weitere Fragen. Zum Beispiel nach der Macht, welche diese Ratingagenturen haben, beziehungsweise, wie viel Macht sie haben dürfen. Inwieweit dürfen sie zum Beispiel über politische Entscheidungen richten.
Und diese Fragen tauchen in einer Zeit auf, in der sich die Ratingagenturen bereits selbst als ernstzunehmende Institutionen widerlegt haben. Schließlich haben sie vor dem 2008er Crash Papiere mit Bestnoten bewertet, die eigentlich Ramsch-Status verdient hätten. Wer sagt denn nun, dass die aktuellen Einschätzungen besser sind?
Gemunkelt wird viel
Natürlich wird auch sofort darüber gemunkelt, welche Interessen hinter diesem Handeln stecken könnten. Hier sind allen möglichen Spekulationen Tür und Tor geöffnet. Ich will mich an diesen Spekulationen gar nicht erst beteiligen, denn so sehr manche auch darauf beharren, dass es Fakten seien, es bleiben Spekulationen.
Der Machtverlust ist bereits eingeleitet
Aber es geschieht etwas ganz anderes im Hintergrund. Das Vertrauen in die drei großen Ratingagenturen wurde durch die 2008er Immobilien- und Finanzkrise stark erschüttert. In den vergangenen Monaten gerade im Zusammenhang mit der Krise hier in Europa ist dieses Vertrauen weiter gesunken.
Es ist abzusehen, dass sie in den kommenden Jahren einen weiteren, erheblichen Machtverlust erleiden werden. Zumindest dann, wenn es tatsächlich zu einer europäischen Ratingagentur kommt und auch chinesische Ratingagenturen, wie zum Beispiel die Dagong Global Credit Rating Co. LTD, mehr und mehr Gewicht auf den Finanzmärkten erhalten. Diese hatte sowieso vor einigen Wochen bereits die US-Konkurrenten scharf kritisiert und dabei gleichzeitig bekannt gegeben, dass es ihr Ziel sei, die Monopolstellung der drei großen zu brechen. Es kommen schwere Zeiten auf die US-Ratingagenturen zu. Und die hier besprochene Entscheidung beschleunigt diesen Prozess nur noch.
Noch kurz zum DAX
Zurzeit scheitert der DAX an der 7.437er Marke. Es hat gestern ein kleines Fehlsignal im Intradayhandel gegeben, aber auf Schlusskursbasis wurde diese Marke nicht überwunden. Damit müssen Sie nun auf der Long-Seite vorsichtig bleiben. Sollten die Kurse nachhaltig an dieser Marke scheitern, rückt wieder die 7.000er Marke in den Fokus der Anleger! Noch ist es lediglich ein Kampf um diesen Widerstand, der aber schön dessen Relevanz belegt.
Viele Grüße
Jochen Steffens
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US-Konjunkturdaten
Der ISM-Dienstleistungsindex ist stärker als erwartet von 54,6 Punkten im Vormonat auf nunmehr 53,3 Punkte gesunken. Analysten hatten mit einem Rückgang auf 53,7 Punkte gerechnet.
Hier erkennt man noch keine wesentliche Verbesserung. Was aber auffällt ist, dass die Preiskomponente deutlich zurückkommt. Das dürfte ein Hinweis darauf sein, dass die Inflationsgefahren in den USA sinken.
Allerdings steigen noch die Einzelhandelsumsätze in den USA an. Diese sind im Wochenvergleich um 1,5% gestiegen. Auf Jahressicht ergibt sich ein Anstieg um 3,5%. Das ist der stärkste Anstieg seit Januar.