Hinweise auf ein starkes Weihnachtsgeschäft in den USA
Hinweise auf ein starkes Weihnachtsgeschäft in den USA
von Jochen Steffens
Wir befinden uns mittlerweile im vierten Quartal. Das Quartal, das hauptsächlich vom Weihnachtsgeschäft beeinflusst wird. In den USA wird dieses traditionell mit dem „Black Friday“, dem Tag nach Thanksgiving (dem vierten Donnerstag im November) eingeleitet. Diesen Brückentag nutzen viele Amerikaner, um ihre Weihnachtseinkäufe zu tätigen.
Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Umsätze, die an diesem Tag gemacht werden, als Indikator für das weitere Weihnachtsgeschäft genutzt werden. Entsprechend reagieren die Börsen in der darauffolgenden Woche auf die Meldungen aus dem Einzelhandel.
Tendenz zum Online-Shopping
Allerdings kann man in den letzten Jahren eine klare Tendenz weg vom klassischen Einzelhandel hin zum Online-Shopping erkennen. So wurde Thanksgiving im Online-Handel kurzerhand in „Cyber-Thanksgiving“ umgetauft. Viele, meist jüngere Amerikaner kaufen mittlerweile lieber online, als sich am Black Friday in das allgemeine Chaos zu stürzen, das gerne auch zu langen Staus in den Städten führt.
Etwas später kam dann der Begriff „Cyber Monday“ auf. Dem lag die Beobachtung zu Grunde, dass es am Montag nach diesem Black Friday oft zu starken Umsätzen bei den Onlineshops kommt. Offenbar nutzten viele Verbraucher den Montag, um im Internet die Sachen zu kaufen, die sie am langen Wochenende zuvor in den Geschäften nicht gefunden hatten.
Der umsatzstärkste Tag des Onlinehandels: „Cyber Black Friday“
Doch in den letzten Jahren fingen auch die Onlineshops in den USA an, am Black Friday mit massiven Rabatt-Aktionen zu werben. So entstand der „Cyber Black Friday“, der mittlerweile als der stärkste Tag im Internet-Weihnachtsgeschäft gilt. Im Jahr 2009 sah das Bild der Besuche auf den Seiten der 500 größten Internethändler wie folgt aus:
Quelle: Experian Hitwise / Cyber Black Friday
Und somit wird nun zunehmend auch der Onlinehandel als Indikator für das weitere Weihnachtsgeschäft wichtig. Da sich die Umsätze in den Onlinebereich verlagern, muss man tatsächlich die Umsatzentwicklungen in beiden Bereichen zusammen analysieren. Ansonsten könnte es zu statistischen Verzerrungen kommen.
Cyber Monday erobert Deutschland
Mittlerweile hält der Cyber Monday sogar in Deutschland Einzug: Amazon startet in diesem Jahr eine Aktion, unter dem Namen „Cyber Monday“ und wirbt mit Tiefstpreisen.
Einzelhandelsumsätze lassen auf eine positive Entwicklung hoffen
Für Börsianer ist es natürlich interessant, möglichst früh die Entwicklung des Weihnachtsgeschäfts zu prognostizieren. Schließlich wird diese ein wichtiger Einflussfaktor für die Gewinnentwicklung der US-Unternehmen im vierten Quartal sein. Das wird sich wiederum auf die Kursentwicklung der US-Indizes auswirken. Und hier hilft ein Blick auf die US-Einzelhandelsumsätze.
Am Montag sind die Einzelhandelsumsätze für den Oktober veröffentlicht worden. Der Anstieg lag mit 1,2 % deutlich über den Erwartungen.
Als erstes ist zu erkennen, welch erheblichen Einfluss der Finanzcrash 2008/2009 auf die Umsätze hatte. Ende 2008 war zu lesen, dass das Weihnachtsgeschäft in den USA den größten Rückgang seit 40 Jahren (1969) zu verzeichnen hatte.
Besonders im Vergleich mit der Wirtschafts- und Börsenkrise der Jahre 2000-2003 (hellerer Bereich) wird die Dramatik der Situation erkennbar. Zwar ist auch nach dem Jahr 2000 eine Verlangsamung des Anstiegs zu erkennen, aber es ging immerhin noch aufwärts!
Einzelhandelsumsätze auf Erholungskurs
Allerdings hat sich das Bild mittlerweile deutlich aufgehellt. Wie Sie sehen, hat sich der Einzelhandelsumsatz in den USA seit den Tiefs Anfang 2009 sehr dynamisch erholt. Mittlerweile haben wir sogar wieder das Niveau von 2007 erreicht (siehe rote Linie). Und das trotz extrem hoher Arbeitslosigkeit und einer steigenden Sparquote in den USA.
Die Umsätze befinden sich in einem klaren Aufwärtstrend. Und damit muss der beachtliche Anstieg des Einzelhandelsumsatzes im Oktober durchaus als erstes positives Zeichen für das Weihnachtsgeschäft in den USA gesehen werden. Sollte sich der Anstieg im November fortsetzen, und es zu guten Umsatzzahlen zu Thanksgiving kommen, sollten wir von einem guten vierten Quartal in den USA ausgehen. Das wiederum sollte die Aktienkurse der US-Unternehmen stützen – zumindest vor Veröffentlichung der Zahlen zum vierten Quartal.
Viele Grüße
Jochen Steffens
PS: Die Märkte gingen heute aufgrund der wieder zunehmenden Probleme in der EU, speziell in Irland, weiter in die Knie. Die hier in den letzten Wochen dargestellten Warnzeichen setzen sich damit weiter durch. Erhöhte Vorsicht ist nach wie vor angesagt.