Was wäre die Rally im Dow Jones ohne den Dollar
Was wäre die Rally im Dow Jones ohne den Dollar?
von Jochen Steffens
Nach dem Treffen der G20-Finanzminister im südkoreanischen Gyeongju haben sich die Märkte heute freundlich gezeigt. Von einigen Analysten werden die Ergebnisse des Treffens dafür verantwortlich gemacht: So haben sich die Finanzminister darauf verständigt, einen Abwertungswettlauf der jeweiligen Währungen zu vermeiden.
US-Finanzminister Timothy Geithner zeigte sich nach den Attacken der US-Regierung auf die Währungspolitik Chinas in den vergangenen Wochen zudem etwas versöhnlicher. Zwar trat er erneut für eine stärkere Aufwertung des Yuan ein, sprach aber der chinesischen Führung die Freiheit zu, ihre Politik so zu gestalten, wie es für das Land Sinn mache.
Die Folgen der Dollarabwertung
Die Ergebnisse des Treffens sind allerdings ein wenig dünn, um daraus eine positive Tendenz für den Markt abzuleiten. Entscheidender war, dass der Dollar nach diesem Treffen weiter Schwäche zeigte. Dazu hier der Dollar-Index:
Allerdings relativierte sich die Schwäche des Dollars im weiteren Tagesverlauf und das führte sofort dazu, dass die anfänglichen Gewinne im DAX und Co wieder zusammen schmolzen.
Keine Frage, es gibt im Moment eine klare Korrelation zwischen dem schwächer werdenden Dollar und der Aufwärtsbewegung in den US-Indizes. Darauf komme ich gleich noch einmal zurück.
Dow Jones am wichtigen Widerstand
In den nächsten Tagen wird der Blick der Anleger auf den Dow Jones gerichtet sein. Der Dow hat heute sein bisheriges Jahreshoch bei 11.258 Punkten erreicht. Jetzt muss abgewartet werden, wie sich der Dow Jones weiter verhält. Es wäre nicht untypisch, wenn es an dieser wichtigen Marke zunächst zu einem Kampf kommen würde, wir kennen das.
Schafft der Dow Jones den signifikanten Ausbruch über das bisherige Jahreshoch, wäre es nach dem Nasdaq100 bereits der zweite US-Index, der dieses wichtige, bullishe Signal generieren würde. Damit stünde der Jahresendrally nichts mehr im Wege.
Lediglich der S&P500 hinkt noch hinterher. Das liegt aber unter anderem daran, dass dieser vergleichsweise finanzlastig ist und sich hier immer noch die Finanzmarktkrise belastend auswirkt. Das heißt, diese Schwäche des S&P500 sollten Sie nicht überbewerten.
Steigende Kurse durch Dollarschwäche
Um auf die Korrelation zwischen US-Indizes und Dollar zurückzukommen: Ein wirklicher Grund zur Freude ist dieser Anstieg in den US-Indizes aber eigentlich nicht. Diese Rally der letzten Wochen ist fast ausschließlich auf den schwachen Dollar zurückzuführen:
Dazu habe ich einmal den Dow Jones in Euro (linker Chart) und Yen (rechter Chart) umgerechnet. Und schon zeigt sich, dass diese schöne Rally komplett in sich zusammenfällt, wenn man die Schwäche des Dollars aus dem Dow Jones heraus rechnet.
Währung und Sachgüter
Es ist das Gleiche, was ich zu dem Anstieg bei den Rohstoffen geschrieben habe: Verliert eine Währung an Wert, müssen die in dieser Währung gelisteten Rohstoffe teurer werden, um diesen Wertverlust auszugleichen. Ansonsten würden die Rohstoffe real billiger werden und wenn die Nachfrage oder das Angebot sich nicht verändert, macht das keinen Sinn.
Da die in den Indizes gelisteten Unternehmen auch über Sachgüter (Fabrikhallen, Maschinen, Immobilien) und andere Werte verfügen und oft zudem international tätig sind, wird sich eine Abwertung der Währung logischerweise auf den Kurs positiv auswirken. Schließlich behalten auch diese Sachgüter ihren realen Sachwert. Das ist auch der Grund, warum in einer mäßigen Inflation Aktien durchaus eine sinnvolle und zumeist werterhaltende Anlagealternative sind.
Aus dem genannten Zusammenhang ergibt sich, dass ein fallender Dollar die US-Indizes antreibt. Und so wird auch die aktuell hohe Korrelation zwischen schwachem Dollar und den US-Indizes verständlich.
Da die USA den Takt im weltweiten Börsengeschehen angeben, reagieren die anderen Indizes, wie zum Beispiel der DAX, auf die Kurssteigerungen der US-Indizes ebenfalls mit steigenden Kursen. In diesem Fall ist es uninteressant, dass eine reale Wertsteigerung bei den US-Unternehmen gar nicht stattgefunden hat.
Und so haben nicht die Ergebnisse des G20-Treffens an sich, sondern die Reaktion des Dollar nach den Beschlüssen die Börsen beeinflusst.
DAX spielt mit
Wie gesagt, auch der DAX zeigte sich nach anfänglicher Stärke zum Schluss hin wieder deutlich schwächer und spiegelt damit die Entwicklung des Dollars.
Damit konnte der DAX heute zunächst aus dem immer noch nicht bestätigten Aufwärtstrendkanal (siehe schwarzgestrichelte Linien) nach oben ausbrechen. Jedoch fehlte es an der bestätigenden Anschlussdynamik.
Mit diesem Ausbruch wurde die obere schwarz gestrichelte Linie nicht (!) bestätigt. Damit fehlt dem oberen gelben Target eine dritte, bestätigende Kreuzungslinie, so dass es nicht zu einem Alpha-Target aufsteigt. Zwar üben auch solche Beta-Targets eine Anziehung auf den Kurs aus, diese ist aber bei weitem nicht so nachhaltig, wie die der Alpha-Targets.
Wir müssen nun abwarten, ob der Ausbruch aus dem vorläufigen Trendkanal bestätigt wird. Geschieht das nicht und scheitert auch der Dow Jones an seinem Widerstand, wird es wieder zu einer Konsolidierung kommen. Da in den vergangenen Wochen die Konsolidierungen jeweils nur sehr flach verlaufen sind, müssen wir weiterhin davon ausgehen, dass auch diese schnell wieder hochgekauft wird. Zumal zumindest im DAX aus Sicht der Target-Trend-Methode noch Platz nach oben ist.
Viele Grüße
Jochen Steffens