Die Masse schwimmt gerne mit dem Strom
Die Masse schwimmt gerne mit dem Strom
von Jochen Steffens
In den vergangenen Wochen erreichten mich wiederholt Mails, was denn mit den Aktien der Versorger los sei. In der Tat ist die Performance seit Jahresbeginn überraschend: E.ON und RWE büßen jeweils mehr als ein Viertel an Wert ein, während der DAX sogar leicht zulegte. Das ist umso erstaunlicher, da die erwartete Dividendenrendite für 2010 sogar auf sieben Prozent klettert. Zum Vergleich: Eine Bundesanleihe (WKN 114149) mit Laufzeit bis zum 14.10.11 bringt mit 0,7 Prozent ein Zehntel der Rendite. Da passt etwas nicht zusammen.
Was läuft hier falsch?
Keine Frage, die ehemaligen Witwen- und Waisen-Papiere leiden unter den politischen Entscheidungen. Und nichts hassen Investoren mehr als Unsicherheit. Obwohl die Regierungs-Koalition im September die von den Konzernen gewünschte Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke beschloss, reagierten die Aktien kaum. Dabei werden E.ON, RWE & Co. zusätzliche Milliarden verdienen.
Das Problem: Diese Gewinne stehen nicht vor 2014 an, und das ist selbst für die Börsen noch zu weit entfernt, zumal die Brennelemente-Steuer sofort erhoben wird. Zudem findet 2013, also ein Jahr vorher, die nächste Bundestagswahl statt. Noch ist nicht abzusehen, welche Partei oder welche Parteienbündnisse dann regieren werden. Das Thema Atomausstieg könnte zudem auch zum Wahlkampfthema werden.
Kritische Stimmen mehren sich
Belastungen sofort, Gewinne in ferner Zukunft. Dazu gesellen sich Margenprobleme bei Strom und Gas. Das freut zwar uns Verbraucher, aber keineswegs die Anleger. Und so mehren sich die kritischen Stimmen, was in den Kursverlusten deutlich wird. Die Masse schwimmt halt gerne mit dem Strom…
Ein letzter Punkt, der zu beachten ist: Zum Jahresende versuchen institutionelle Anleger, gerade die Aktien im Depot zu haben, die 2010 gut gelaufen sind. Die Versorger werden aller Voraussicht nach nicht dazu gehören.
Und so kommt es, dass die Versorger schwächeln. Dabei sind die Papiere natürlich bei der Dividendenrendite und der aktuellen Bewertung meines Erachtens durchaus interessant. Doch wie so oft ist es nicht die Vernunft, die Kursbewegungen verursacht, sondern Emotionen wie Angst, Zweifel, Gier und Euphorie.
Und wo der DAX jetzt stünde, wenn die Versorger nicht so schwach wären, ist ein ganz anderes Thema – sicherlich über dem Widerstand, an dem sich der DAX seit Monaten den Kopf stößt:
DAX ohne Schwung
Seit nunmehr einem Monat hält sich der DAX in einer sehr engen Spanne zwischen 6.130 und 6.340 Punkten auf.
Hier ist kein Blumentopf zu gewinnen. Und auch jede Analyse verliert sich in der Belanglosigkeit dieser Seitwärtsbewegung. Hier muss man einfach abwarten, in welche Richtung der DAX ausbricht. Alles andere ist Kaffeesatzleserei.
Und somit kann ich mich jetzt zum 5. Kölner Trader-Treffen aufmachen. Vielleicht treffe ich ja dort den ein oder anderen von Ihnen!
Viele Grüße
Jochen Steffens