Gold glänzt nur in Dollar
US-Konjunkturdaten
Gold glänzt nur in Dollar
von Jochen Steffens
Seit einigen Wochen wird in den Medien wieder vermehrt über den Goldpreis berichtet. Hintergrund ist, dass Gold von einem Hoch zum nächsten läuft. Schaut man sich den Chart an, sieht die Goldwelt auch durchaus golden aus:
Ein breiter Aufwärtstrend, der zwar durch einen kleinen Trendbruch nicht ganz idealtypisch verlaufen ist, aber trotzdem noch eindeutig intakt ist. Auf dem weiteren Weg nach oben scheinen keine Hindernisse zu lauern.
Die europäischen Anleger gehen leer aus
Doch der europäische Anleger, der in sein Depot schaut, wird vielleicht ein wenig verwundert sein. Denn irgendwie wird sein Gold-Depot in den letzten Monaten trotz dieser Rally kaum zugelegt haben (es sei denn, er ist währungsgesichert in Gold eingestiegen). Das liegt daran, dass Gold in Euro keineswegs ein neues Hoch ausgebildet hat:
Das letzte Hoch für Goldanleger in Euro liegt mittlerweile schon vier Monate zurück. Würde man also die in Dollar angefallenen Gewinne in Euro zurückrechnen, bleibt nichts oder nicht viel übrig.
Seit eineinhalb Jahren kein neues Hoch im Gold
Noch auffälliger wird es, wenn man sich den Goldpreis in einer Währung anschaut, die rohstoffgedeckt ist. Das heißt in der Währung eines Landes, das über viele Rohstoffe verfügt. Bekanntestes Beispiel ist wohl Australien. Schaut man sich die Goldpreisentwicklung in Australischem Dollar an, sieht das Bild betrüblich aus:
Hier ist das letzte Hoch schon eineinhalb Jahre her. Es entstand im Februar 2009! Ein Australier, der seitdem auf Gold gesetzt hat, wird somit wenig Freude an seiner Investition gehabt haben.
Zwischenfazit:
Die Rally in den Rohstoffen ist – zumindest in den vergangenen Monaten - eigentlich nur für US-Bürger interessant. Diesen würde ich auch dringend empfehlen, einen Teil des Dollar-Vermögens in Rohstoffe zu investieren. Wenn man aus anderen Ländern auf diese Rally setzen will, sollte man währungsgesichert investieren. Nur so kann man die Währungsturbulenzen ausgleichen. Allerdings muss man für die Währungssicherung auch einen relativ hohen Preis bezahlen (ca. 4 % p.a.). Und ob das jetzt noch Sinn macht, ist ebenfalls fraglich.
Der Abwertungswettkampf
Hintergrund dieser Verwerfungen ist der Abwertungswettkampf der Nationen. Mit der Krise versuchen die verschiedenen Länder, ihre Währung zu schwächen. Eine schwache Währung garantiert eine bessere Konkurrenzfähigkeit der eigenen Produkte auf dem Weltmarkt, und darum geht es. Der aktuelle Boom in Deutschland ist zum Beispiel, wie hier schon beschrieben, hauptsächlich eine Folge des schwachen Euros. Ich frage mich sogar in diesem Zusammenhang, ob nicht sogar die neuesten Nachrichten über Schwierigkeiten in Irland und Portugal lediglich dazu dienen sollen, die jüngste positive Entwicklung des Euros wieder abzuschwächen.
Wenn die Währung jedoch durch reiche Rohstoff-Vorkommen wie in Australien gedeckt ist, wird es schwer sie abzuwerten.
Ein Indiz für die Dollarschwäche
Eigentlich belegen demnach die neuen Hochs im ersten Chart (Gold in Dollar) nicht die Stärke der Goldpreisentwicklung, sondern sind ein Indiz für die aktuelle Schwäche des Dollars. Die expansive Geldpolitik der amerikanischen Notenbank führt natürlich dazu, dass immer mehr Dollar entstehen. Die Wirtschaft wächst jedoch nicht im gleichen Maße, so dass die Währung abwertet. Der Goldpreis ist somit eine Art Inflationsanzeiger einer verdeckten Inflation im Sinne eines Wertverfalls des Dollars.
Die chinesische Taktik
Ein Land braucht sich wenig Sorgen um diese Dollar-Abwertung zu machen: China. Der chinesische Yuan ist an den Dollar gekoppelt. Und die USA nimmt somit den Chinesen die Anstrengungen ab, die eigene Währung zu drücken. Normalerweise müsste der Boom in China zu einem starken Anstieg des Yuan führen. Und das wäre auch nur gerecht, denn nur so kann es zu einem Ausgleich zwischen schwächeren und stärkeren Nationen, bzw. Wirtschaftsräumen kommen.
Aber China will eine allzu starke Aufwertung des Yuans unter allen Umständen verhindern. Die Folgen wären für das Land fatal. Da viele Unternehmen in China sich nur über Masse bei geringen Gewinnmargen finanzieren, könnte eine zu starke Aufwertung des Yuans zu einer größeren Krise in der Industrie führen. Diese würde zu einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit und damit auch zu einem Anstieg von Unruhen im Land führen.
Die USA hingegen weisen auf die Ungleichgewichte hin, die durch diese Koppelung entstehen und haben jetzt sogar ein Gesetz durch das Repräsentantenhaus gebracht, das Strafzölle auf chinesische Waren ermöglichen soll. Natürlich ist dieses Gesetz Wahlkampfgeplänkel – aber trotzdem ein interessanter Schritt. Dazu ist es unter anderem auch gekommen, weil China zugesichert hatte, den Yuan deutlicher aufzuwerten, dem aber bisher nur sehr zögerlich nachgekommen ist.
Mittlerweile gibt es in den USA sogar Pläne, bei der Welthandelsorganisation (WHO) Klage gegen China wegen angeblicher Währungsmanipulationen einzureichen.
Die USA brauchen eine Aufwertung des Yuans, um ihre Wirtschaft auf Vordermann zu bringen. China will eben diese verhindern, um ihre Wirtschaft nicht zu gefährden. Und niemand weiß, wie dieses Spiel der Giganten ausgehen wird.
Aber was die Goldanlage anbetrifft, haben es die Chinesen wieder einfacher. Da der Yuan an den Dollar gekoppelt ist, ist eine Investition auch ohne Währungssicherung möglich.
Viele Grüße
US-Konjunkturdaten
von Jochen Steffens
Der ISM-Index des verarbeitenden Gewerbes ist auf 54,4 Punkte gesunken. Analysten hatten einen Rückgang auf 54,0 Punkte vorhergesagt, nach 56,3 Punkten im Vormonat.
Trotz des verbesserten Chicagoer Einkaufsmanager Index (siehe Steffens Daily gestern) fällt der ISM-Index des verarbeitenden Gewerbes. Allerdings nicht so stark wie erwartet.
Zwar konnte sich kein neuer Aufwärtstrend etablieren, aber der ISM-Index scheint sich nun so langsam zu stabilisieren. Wobei dieser Eindruck auch durch die Ergebnisse der Einkaufsmanagerindizes unterstützt wird.
Die Ausgaben der US-Verbraucher stiegen stärker als erwartet um 0,4% zu. Analysten hatten mit einem Plus von 0,3% gerechnet, nach einem Plus von 0,4% zuvor.
Die Einkommen sind um 0,5% gestiegen. Hier hatten Analysten mit lediglich 0,3% gerechnet. Die Sparquote der privaten US-Haushalte erhöhte sich auf 5,8%, nach 5,7% zuvor.
Die gestiegenen Einkommen führen zu einem Anstieg der Ausgaben. So sollte es sich eigentlich weiter entwickeln, besonders im vierten Quartal.