Kleine Kursrally zum Jahresende erwartet
von Jochen Steffens
Bei der Entscheidung, ob man auf einen positiven Jahresausklang oder sogar eine Jahresendrally setzt oder nicht, kann ein Blick auf die Kursentwicklungen zum Jahresende in den letzten 20 Jahren nützlich sein. Die Frage ist natürlich, zu welchem Datum ein solcher Vergleich starten soll. Als wichtige Bezugspunkte sind hier zwei Ereignisse relevant:
- Die Entwicklung nach dem letzten Verfallstag des Jahres im Dezember. Verfallstage finden gewöhnlich am dritten Freitag des Monats statt.
- Die letzte Fed-Leitzinsentscheidung, die ebenfalls Mitte Dezember erfolgt.
Warum diese Bezugspunkte?
Zu Punkt 1: Zum Verfallstag werden die Märkte oft in bestimmte Richtungen manipuliert, je nachdem wie sich die Optionsscheinbesitzer positioniert haben. Die Stillhalter versuchen zum Verfall einen möglichst günstigen Abrechnungskurs zu erhalten. Das bedeutet, bis zum Verfallstag wird der Markt von diesen Faktoren beeinflusst und läuft somit nicht frei.
Auch die Zinsentscheidung der Fed im Dezember führt zu Kursbewegungen, die sich danach richten, wie die Zinsen stehen und was der Markt zur Zinsentscheidung erwartet.
Window-Dressing
Erst wenn diese beiden Ereignisse vorbei sind, wird sich der Markt bis zum Jahresende unbeeinflusst entwickeln. Hier wird das bekannte Window-Dressing wirksam. Dabei versuchen Fonds und andere institutionelle Anleger ihre Performance noch positiv zu beeinflussen. Es macht demnach durchaus Sinn, diese beiden oben genannten Ereignisse als Bezugspunkte für die weitere Analyse zu nehmen.
Das Ergebnis
Ich habe Ihnen die jeweiligen Kursentwicklungen vom letzten Verfallstag des Jahres bzw. von der Dezember-Zinsentscheidung bis zum letzten Handelstag des Jahres in einer Grafik aufgearbeitet:
Es fällt auf, dass von beiden Zeitpunkten aus in den letzten 20 Jahren lediglich vier Mal ein negativer Wert erreicht wurde. Startet man die Abfrage nachdem sowohl der Verfallstag, als auch die Zinsentscheidung vorbei sind, bleiben lediglich zwei Jahre übrig, in denen es eine negative Performance gegeben hat: Die Jahre 1990 und 2002. Das sind nur 10 % der überprüften Jahre. Das allein ist schon ein beachtliches Ungleichgewicht, das zu einigen guten Trades führen sollte.
Krisenjahre
Noch interessanter wird diese Betrachtung, wenn man sich eben diese beiden Jahre 1990 und 2002 genauer anschaut.
Mit dem Jahr 1990 startete die große Krise in Japan, die Mitte des Jahres auch auf die weltweiten Indizes übergriff. Der Dax legte im August und September einen 30 %-Crash hin. Im Oktober wurde das Tief ausgebildet. Anschließend ging er in eine Seitwärtsbewegung und Bodenbildungsphase über:
Etwas Ähnliches passierte im Jahr 2002. Es war das absolute Krisenjahr. Auch hier gab es einen massiven Einbruch um über 50 %, der im Oktober endete:
Und genau wie 1990 kam es im letzten Quartal des Jahres zu einer Bodenbildungsphase, die im Dax allerdings aufgrund des drohenden Irak-Kriegs erst im März abgeschlossen wurde. Viele andere Indizes hatten ihre Tiefs im September / Oktober.
Wir sehen, diese beiden Jahre sind interessanterweise auch noch in gewisser Weise ähnlich. Man kann demnach festhalten, dass in den letzten 20 Jahren ein positiver Jahresausklang nur dann ausgefallen ist, wenn es im Oktober nach einem großen Crash einen Bodenbildungsversuch gegeben hat.
Und der 2009er Crash?
Natürlich fand auch im Jahr 2009 ein großer Crash sein bisheriges Ende, allerdings schon im Frühjahr. Die Bodenbildung ist lange abgeschlossen. Seit März kam es zu einer fulminanten Rally. Im historischen Kontext lässt diese Analyse also die Vermutung zu, dass auch dieses Jahr spätestens nach dem Verfallstag am Freitag, vielleicht sogar schon ab der Zinsentscheidung am Mittwoch ein positiver Jahresausklang zu erwarten ist.
Viele Grüße
Jochen Steffens
Die acht größten Fallen für Geldanleger
Meine Rezension von Amazon dazu:
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US-Konjunktudaten
von Jochen Steffens
Die Erzeugerpreise sind im November um satte 1,8 % angestiegen und damit deutlich stärker als von den Analysten erwartet, die mit einem Wert um 1 % gerechnet hatten. Auch die Kernrate stieg um 0,5 %, hier hatten Analysten einen Wert von 0,5 % prognostiziert.
Hier zeigen sich nun weitere Hinweise auf eine steigende Inflationsgefahr. Ich bin gespannt, ob die Fed morgen in dem Statement etwas dazu sagen wird. Aufgrund dieser Erzeugerpreise kann es sein, dass der Markt nun erst einmal die Fed-Entscheidung und das Statement abwarten wird. Allerdings werden morgen auch noch die Verbraucherpreise veröffentlicht.
Die Industrieproduktion ist im November um 0,8 % und damit stärker als erwartet angestiegen. Analysten hatten im Vorfeld einen Anstieg der Produktion um 0,5% prognostiziert.
Die Kapazitätsauslastung stieg auf 71,3% und damit auf den höchsten Stand seit Dezember 2008. Hier hatten Analysten mit einem Wert 71,1% gerechnet.
Deutlich besser Zahlen, das freute zwar die Märkte, aber im weiteren Handel konnte diese Freude sich nicht durchsetzen.